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Kapitel 1

1. Kapitel - Verlassen

Warum nur? Warum musstest du gehn? Einfach so? Du hast mir doch noch gesagt, dass ich kämpfen soll, dass ich leben soll. Und ich habe es getan. Für dich, nur für dich!! Lass mich nicht allein in dieser Stille, nur mit Bildern und Erinnerungen. Ganz allein. Meine Gedanken rasen in meinem Kopf.
Ich sitze jetzt da, wo wir uns zum ersten Mal trafen. Der Kanal fließt ruhig vor sich hin. Ein Schiff kommt und bringt alles durcheinander. Die Wellen schlagen unruhig gegen die Wände. Das Schiff fährt weiter, doch die Bewegungen des Wassers bleiben. Ich will zu dir. Kannst du mich hören, wenn ich mit dir spreche?
„Ich will zu dir!!!"
Es wird dunkel, ich muss nach Hause. Lächeln, unbeschwert wirken. Den besorgten Fragen standhalten.

 “Jetzt reichts aber!! Jill, vergiss doch endlich diesen Jungen! Es ist jetzt fast 1 Jahr her und du ziehst immer noch dieses Trauergesicht. Irgendwann muss das aufhören.”
Die Stimme meines Vaters reißt mich aus meinen Gedanken. Ich denke immer an dich. Zu jeder Tageszeit. Wie konntest du mich nur verlassen?
Ich hab dein Lachen vor Augen. Nur so gelingt es mir, ein winziges Lächeln zustande zu bringen. “Ja Papa, ich weiß. Ich werde ihn vergessen - irgendwann.” Das letzte Wort murmele ich nur, aber ich bin mir sicher, dass er es hören kann. Endlich lässt er mich durch in mein Zimmer. An meiner Tür hängt immer noch ein Foto von uns. Du lachst so süß in die Kamera. Die Aufnahme hat Zilia gemacht, ein Tag nachdem du mir die Kette geschenkt hast. Ich trage sie immer noch, jeden Tag. Ich kann immer noch nicht begreifen, dass du weg bist, für immer.
Nein, ich weiß, dass du wiederkommst. Irgendwann. Und ich werde überleben, für dich. Du bist das Einzige was zählt.

<3

Es ist Nacht, aber der Himmel hat noch nicht seine dunkelste Phase erreicht. Ein leuchtendes dunkelblau lugt zwischen den Wolken hervor. Der Mond wirft ein schwaches Licht auf die Kämpfer.
Sie kommen von überall her, bereit zu kämpfen. Und sie wissen, der Krieg wird auch heute nicht beendet. Dieser Krieg zwischen den Welten.
Die Feen, die Eisblumen, kommen. Sie sehen zart aus, doch sie haben ungeahnte Kräfte. Der Himmel verdunkelt sich noch mehr. Und wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, beginnt der Kampf von neuem.

 <3

Ein Jahr ist es nun her. Die Sonne scheint. Sie scheint selten, aber immer nur dann, wenn die Trauer am schlimmsten ist.
Ich geh zu deinem Grab und zünde die dunkelblaue Kerze an. Du hast sie mir geschenkt. Du hast gesagt, die Strasssteine, die in den Wachs eingelassen sind, funkeln im Kerzenschein wie meine Augen in der Nacht. Doch das stimmt nicht. Sie funkeln wie deine Augen.
Jemand hat den Zeitungsartikel an dein Grab gestellt. Ich will nicht hinsehen, doch die Buchstaben springen mich an, und ich muss die verhassten Worte lesen.

“Lebensretter unterliegt seinen Verletzungen” .

Du bist für mich gestorben. Du hast mich aus den Flammen gezogen. Du hast mir dein Leben geschenkt.
Etwas hier ist anders. Der ganze Friedhof wirkt irgendwie mystisch. Doch ohne dich ist es nicht schön.
Wieso kann ohne dich nichts schön sein?? Durch dich sah die Welt ganz anders aus. Friedlicher. Warum bist du weg? Du hast gesagt, ich solle kämpfen, Warum hast du´s nicht so gemacht? Du hast mich allein gelassen in dieser lauten, großen Welt.
Wie unter Zwang spring ich auf und lauf weg. Tränen treten mir in die Augen. Alles ist schwarz. Ich bin blind vor Trauer! Ich kann das hübsche Friedhofstor nicht mehr sehen. Ich nehme es gar nicht war. Nicht heute. Ich hör von weit her die Straße. Das Ungeheuer, das jeden Tag neue Menschen in den Tod schickt, jeden Tag neue Trauer hinterlässt. Die Straße interessiert mich nicht. Ich laufe immer weiter, die Geräusche, die Gerüche verändern sich. Ich kann nicht mehr. Ich bekomme keine Luft mehr, aber ich kann nicht stehenbleiben. Ich weiß nicht, wo ich bin. Etwas liegt vor meinen Füßen auf dem Boden. Ich stolpere, kann das Gleichgewicht nicht mehr halten und stürze. Reglos bleib ich liegen.

Was ist los? Wo bin ich? Ich öffne meine Augen. Und sehe nichts. Langsam gewöhnen sie sich an die Dunkelheit. Es ist Nacht. Und es ist kalt. Ich höre Wasser rauschen. Ich rieche Wald. Ich bin am Kanal. Wieder einmal. Ich muss eingeschlafen sein. Wie so oft schon. Und der Schmerz in meiner Brust, meines zersplitterten Herzens, hat niemals nachgelassen.
 Weil du nicht mehr bei mir bist, weil ich noch immer um dich trauer, Raphaël. Weil ich dich noch immer liebe!!! Aber das weißt du ja bestimmt schon. In jedem Brief, den ich dir je geschrieben habe, konntest du ihn lesen, diesen einen allesbedeutenden Satz: “ Ich liebe dich!” Der Brief war am nächsten Tag immer weg. Ich weiß, dass es dich irgendwo irgendwie noch gibt. Bist du jetzt ein Engel? Im Himmel? Passt du auf mich auf?
Warum tut Liebe nur so weh? Mein Herz ist zerrissen, vor lauter Sehnsucht nach dir. Bitte gib mir ein Zeichen, dass du immer bei mir bist, mich überall beschützt.
Ich muss nach Hause. Mein Dad fragt sich sicher schon, wo ich bleibe. Er hat mir im letzten Jahr viel Freiheit gelassen. Ich habe das Gefühl, er versteht mich. Irgendwie.
Obwohl ich den restlichen Tag am Kanal verschlafen habe, bin ich immer noch zu müde, um einen weiteren Tag zu überstehen.

Eine sanfte Brise streicht mir durch das Haar. Bin ich davon aufgewacht? Ich will noch schlafen. Vergessen, was vor einem Jahr passiert ist. Das Feuer. Der Rauch. Die Blindheit. Die Gewissheit, gleich zu ersticken. Dein Tod. Alles auf einmal. So plötzlich.
Ich vermisse dich!! Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll. Warum dreht sich die Welt weiter? Ohne dich? Das ist unmöglich! Aber der Tod macht sogar unmögliches möglich.
“…machst mein Leben zum Kartenhaus, auf dir aufgebaut…” Warum habe ich mein Handy nicht gehört? Es muss schon eine ganze Weile klingeln. Wahrscheinlich bin ich davon aufgewacht. Zilia´s Bild ist auf dem Display. Zilia, meine beste Freundin.
Unwillkürlich muss ich an unsere erste Begegnung denken. In der 2. Klasse, mitten im Schuljahr, sind wir hergezogen. Kurz nach dem Tod meiner Mum. Sie ist auch in einem Feuer gestorben
.



 
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